Ein guter Mensch, ein großer Landwirt
Aufzeichnungen des Chauffeurs von August Bräuninger, geschrieben am 3.2. 1987 an Rose Schmid
„(…) Auf einem Erntefest sagte er einmal, ich sei mehr mit ihm zusammen als seine Familie mit ihm. Er war immer darauf bedacht, dass ich genug zu essen bekam. Wenn wir Besuche auf den Gütern machten, frage er, wo ich untergebracht werde und wie das Essen ist. Einmal kehrten wir in der Neumark auf einem kleinen Gut ein. Dort wurde ich in die Sattelkammer verwiesen und sollte dort auch mein Abendbrot bekommne. Er suchte mich. Als er meine Unterkunft sah, war er enttäuscht. Wir fuhren sofort nach Königsberg zurück. Dort aßen wir zusammen. Niemals sollte ich im Auto bleiben. Ich ging immer mit ins Lokal. Auf Anweisung Deines Vaters musste mich dann der Ober bedienen.
(…) Dann seid ihr das letzte Mal in den Urlaub gefahren. Er fuhr schweren Herzens weg. Morgens stand er eine Stunde auf dem Balkon und blickte über den Hof. Ihr seid schon sehr, sehr früh losgefahren. Ich musste in Angermünde immer Besorgungen machen. An diesem Tag kam er noch einmal vom Bahnhof zurück und hielt mich ein paar mal an. Er sagte immer wieder dasselbe. Ich solle gesund bleiben und auf die Pferde aufpassen.
Ich machte mir sorgen. Er war schon lange herzkrank. Das Rauchen hatte er auch schon eingestellt. Seine Pfeife schenkte er mir. Er war sehr bekannt und beliebt, nicht nur im Kreis. Die Beerdigung was daher riesengroß. Ich habe Onkel Klumpstein beobachtet. Er weinte wie ein kleines Kind.
(…) Dein Vater war ein sehr guter Mensch, ein großer Landwirt und eine große Respektperson. Auf den Gütern gab es mit seinen Beamten öfter einmal Krach. Und das immer mit Recht. Doch er war nie nachtragend. Wer etwas von seinem Fach verstand, hatte es gut bei ihm. Er war Mensch, das Gegenteil von Rudolf. In Lutzin musste ich in der Knechtestube essen. Als Dein Vater das hörte, holte er mich dort raus. Von da an aß ich in der Küche. Du kannst auf Deinen Vater stolz sein. Er war sehr fleißig und hatte ein großes Wissen.“ (Auszüge aus einem Brief an Rose Schmid).